Wie DEISS dank guter Vorbereitung schnell auf die Corona-Krise reagieren konnte
Zu Beginn der Corona-Krise mussten kurzfristig viele Probleme angegangen werden. Eins davon war die Frage, wie kontaminierte Abfälle sicher entsorgt werden können. Denn Krankenhäuser, die auf ihren Intensivstationen Patienten mit COVID-19 behandeln, brauchen eine zuverlässige Lösung, wie hygienische Verbrauchsartikel ohne Risiko verwertet werden können. Mit einem speziellen Corona-Müllsack war DEISS unmittelbar zur Stelle, als Krankenhäuser eine geeignete Müllentsorgung brauchten. Wie dies ablief, erklärt Clemens Eichler, Geschäftsführer von DEISS, im Interview.
Herr Eichler, warum musst eigens ein Müllsack für Corona-Abfälle entwickelt werden?
Clemens Eichler: Als die Pandemie begann, kam es zur Befürchtung, dass der kontaminierte Abfall nicht fachgerecht aus den Krankenhäusern entsorgt werden kann. Krankenhäuser haben über viele Jahre ein Hygiene- und Abfallmanagementsystem aufgebaut. Das Abfallmanagementsystem liegt meist nicht in der Hand des Krankenhauses. Es gibt Entsorger, die den Müll abholen; das sind eingespielte Prozesse. Dahinter steht eine Verbrennungsanlage. Krankenhausmüll ist Sondermüll und muss entsprechend entsorgt werden. Daher gab es große Bedenken von den Entsorgungsbetrieben, einen losen Sack mit kontaminiertem medizinischem Material wie Schüttgut zu verbrennen. Hinzu kommt, dass jeder Landkreis das anders handhabt und es überall andere Bestimmungen gibt.
Wie lernte DEISS von der Nachfrage nach einem speziellen Müllsack?
Wir haben Verkaufsleiter und Produktmanager, die Informationen von Kunden und aktuelle Marktentwicklungen sammeln und auswerten. Medizinisch kontaminiertes Material wurde sonst immer mit festen, kleinen Behältern entsorgt, aber die Menge, die im Zuge der Pandemie aufkam, hätte dieses System überlastet. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung hat schnell reagiert und diese Verfügung erlassen, so dass wir dieses Produkt herstellen konnten.
Wie schnell dauerte es dann bis zur Markteinführung?
Die Entwicklungsphase hat relativ kurz gedauert. Das muss man im Kontext sehen, dass wir damals bereits an stärkereduzierten Müllsäcken gearbeitet haben. Um das gewährleisten zu können, haben wir mit Hochleistungspolymeren gearbeitet, damit auch bei geringerer Wandstärke eine hohe Leistungsfähigkeit gegeben ist. Das haben wir zu dem Zeitpunkt bereits entwickelt, wir konnten daher die Vorgaben für die Corona-Müllsack rasch innerhalb drei, vier Wochen umsetzen.
Wie konnten Sie so schnell reagieren?
Wir konnten so schnell reagieren, weil wir vorbereitet waren. Wir entwickeln neue Produkte natürlich immer mit Forschungspartnern zusammen, um so schnell auf Nachfragen reagieren zu können. Man muss aber auch dazu sagen, dass die Prüfung schnell ablief, weil es von allen Seiten eine hohe Bereitschaft zur raschen Umsetzung gab. Damit konnten wir unser Produkt schnell auf den Markt bringen, inklusive Zertifizierung.
Wie erfolgreich war der Corona-Sack?
Wir haben bereits über 700.000 Stück der Säcke verkauft. Das RKI hat im Laufe der Krise seine Bestimmungen geändert, so dass zum Beispiel trockene Corona-Abfälle auch in normalen Müllsäcken entsorgt werden können. Das hat den ursprünglichen Ansturm auf den Corona Sack natürlich reduziert, wir verkaufen den Sack aber laufend weiter.
